Kingergartenstäffele 5 1

Geschichten von der Weinsteige

Wunderschöne Stäffelestour mit vielen Ausblicken auf die südlichen Weinberge Stuttgarts

Vom Marienplatz dem „schönsten Platz im Süden” geht´s hinauf zu einer der ältesten Steigen der Stadt. Vorbei an einer Wellingtonie und dem preisgekrönten "Stockwerk" genießen wir die herrlichen Blicke auf die Markuskirche, den Stuttgarter Süden und den gesamten Talkessel. Nach kurzem Verweilen auf dem schwäbischsten aller Plätze, mit wunderbarer Aussicht auf die Weinberge Stuttgarts an der Neuen Weinsteige, geht´s durch dichtes Grün und über verwunschene Staffeln, vorbei an der Markuskirche wieder hinunter in den hippen Süden. Ein Spaziergang zum "Seele-baumeln-lassen", der den Facettenreichtum Stuttgarts aufs Beste präsentiert.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Dauer: ca. 2,5 Std.
  • Nicht barrierefrei
  • Stadtführung kann bei jedem Wetter stattfinden
  • Laufstrecke: ca. 5 km
  • Buchbar auch in den Sprachen: Englisch und Spanisch (weitere Sprachen auf Anfrage.)

Inkludierte Leistungen:

  • 2,5 Std. amüsante Stadtführung sportlich oder eher gemütlich
  • Zertifizierte und kompetente Tourleitung mit umfangreichem Insiderwissen
  • Abwechslungsreiche Stäffelestour mit Blick auf die Weinberge Stuttgarts und vielen Anekdoten und historischen Details

Kosten:

  •  Euro 240,- zzgl. MwSt. (Gruppe bis 25 Personen)

Bausteine (Preis auf Anfrage)

  • Stopp am TransLanG-Marktständle mit Snacks und Getränken an schönem Aussichtspunkt
  • Aperitif an schönem Aussichtspunkt mit Blick auf die Weinberge Stuttgarts
  • Verkostung Roßbolla und Wibele

 

 

Das erste Stäffele, das wir erklimmen befindet sich nicht in den Weinbergen Stuttgarts, sondern im Lehenviertel. Steil zieht sich die anfangs namenlose Staffel den Hang hinauf. Auf dem Weg zum Aufstieg hat man an der Ecke Zellerstraße / Leierwiesen einen schönen Blick auf Stuttgarts höchstes Standesamt, den Fernsehturm, das offizielle Wahrzeichen unserer Stadt. 1956 wurde er als Erster seiner Art überhaupt gebaut und seither unzählige Male auf der ganzen Welt kopiert. Danken für den Turm müssen wir nicht nur seinem Erbauer, dem damaligen Regierungsbaumeister Dr. Ing. Fritz Leonhard, sondern auch der britischen Königin Elisabeth II. Als die Krönungszeremonie im Juni 1953 in der ARD übertragen wurde, war der Empfang in Stuttgart und auch in anderen Teilen Baden-Württembergs fast unmöglich. Das hat die Zuschauer sehr verärgert und die Forderungen nach einem Fernsehsender wurden immer lauter. Das Heidelberger Tagblatt titelte damals ironisch: „Ist Fernsehen Glückssache?“ Ab 1956 war Fernsehen in Stuttgart dann endlich keine Glückssache mehr.

Zwischen Wohnhäusern und dem Kinderhaus St. Paul von der katholischen Kirchengemeinde St. Maria geht es hoch zum Mühlrain, benannt nach den zwei einstigen Mühlen, der Tannenmühle, einer Sägmühle, die sich zwischen Tannen- und Böheimstraße befand, sowie der Spitalmühle, einer großen Mahlmühle, die dem 1360 erbauten St.-Katharina-Spital gehörte. Sie wurden vom Mühlbach gespeist, der wiederum vom Nesenbach abgeleitet worden war. Beide Mühlen wurden 1943 zerstört.

Hinter dem Kinderhaus St. Paul erstreckte sich bis vor einigen Jahren ein romantisches Areal mit Schrebergärten. Heute befindet sich dort der „Lehenpark“ mit exklusiven, modernen Wohngebäuden, entworfen von den Architekten Behnisch und Schaller.

Weiter geht es streng bergauf bis zur Kreuzung Pfaffenweg. Ein paar Meter weiter abwärts, dort wo der Pfaffenweg in den Mühlrain mündet, verläuft unter unseren Füßen übrigens der Heslacher Tunnel. Nun befinden wir uns auf der Münch-Staffel. Fritz Münch (1906 – 1990), ein Stuttgarter Schneidermeister, führte eine stadtbekannte Herrenschneiderei in der Marienstraße. Alle Stuttgarter Herren von Rang und Namen gehörten zu seiner Kundschaft. Zu dieser Zeit zählten die Marien- und natürlich auch die Königstraße zu den ersten Stuttgarter Einkaufsadressen. Hier ließen sich die Dame und der Herr von Welt einkleiden, hier kauften sie – im Kunsthaus Schaller – Stücke für ihre Sammlungen und Schokolade nebenan bei der Confiserie Seelbach. Keines dieser Geschäfte ist heute noch in der Marienstraße zu finden. Die Herrenschneiderei wurde bis zum Jahre 2010 vom Sohn, Hannes Münch, erfolgreich weitergeführt.

Doch zurück zu Fritz Münch: Für den Weltkongress der Maßschneider, der 1954 in Rom stattfand, sollte ein Anzug der Zukunft entworfen werden, so, wie man ihn im Jahr 2000 wohl tragen würde. Fritz Münch, der für seine innovativen Ideen beim Bundesverband der Maßschneider bekannt war, wurde mit dieser Herausforderung betraut und hatte auch schon bald eine Idee: Er stellte sich vor, dass die Menschen im Jahr 2000 überall erreichbar sein wollen und auch auf der Straße telefonieren würden. Er entwarf dafür den sogenannten Atomanzug, der seinen Namen in Anspielung auf das Brüsseler Atomium erhielt und seinen Erfinder in ganz Deutschland bekannt machte. Sogar zur Tagesschau nach Hamburg wurde der Stuttgarter Schneidermeister damals eingeladen, und auch in der Wochenschau wurde seine Erfindung erwähnt! Ein Sakko mit wenigen Nähten, bei dem eine Antenne im Revers untergebracht und ein Telefonhörer und eine Wählscheibe in den Innentaschen versteckt waren. Wahrscheinlich hatte Herr Münch auch schon die Vision des kabellosen Telefonierens. Ob er als Schwabe auch für den Begriff „Handy“ (händ´ die koi Kabel?) verantwortlich zeichnet? Das später als „Handy-Anzug“ bezeichnete Jackett und weitere originelle Stücke von Fritz Münch, z. B. ein Sakko, das man als Schachbrett verwenden kann, oder eine Jacke, die sich durch versteckte Reißverschlüsse in einen Blouson verwandeln lässt, befinden sich im Fundus des Stadtmuseums im Wilhelmspalais. Das grundlegende Konzept des Telefonierens in Funkzellen hatten amerikanische Techniker übrigens schon 1946 entwickelt. Nach ersten mobilen Prototypen Anfang der 70er Jahre kam 1983 das erste Mobiltelefon auf den Markt. Es wog knapp 800 Gramm und kostete fast 4000 US-Dollar. Leider konnten diese großen Geräte jedoch nicht in ein Herrensakko integriert werden.

Die Fritz-Münch-Staffel endet an der Alten Weinsteige, die früher durch die südlichen Weinberge Stuttgarts verlief. Die Staffel findet ihre Fortsetzung bergauf in der Haigst-Staffel. Hier begrüßt uns ein Beispiel innovativer und außergewöhnlicher Architektur, das entwickelt wurde, um ein Naturdenkmal zu bewahren. „Das Stockwerk“. Der Bauherrr hatte dieses Grundstück direkt an den Schienen der Zahnradbahn mit der Vorgabe gekauft, dass der ca. 150 Jahre alte Mammutbaum dort erhalten bleiben muss. Das eingeschossige Bauwerk mit spektakulärer Dachterrasse, das fast ausschließlich am Hang und auf dem Aufzugsschacht aufliegt und in einer Höhe von 8 Metern über dem steilen Grundstück zu schweben scheint, erhielt die Auszeichnung für „Beispielhaftes Bauen“ der Architektenkammer Baden-Württemberg. Entworfen wurde es vom Stuttgarter Büro W67 Architekten.

Nach einem Stopp am Santiago-de-Chile-Platz geht es für uns, durch lauschiges Grün und wieder mit Blick auf die Weinberge Stuttgarts an der Neuen Weinsteige, zurück hinunter ins sprudelnde Leben im hippen Stuttgarter Süden.

 

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